Rebalancing des Depots

Warum Rebalancing so wichtig ist

Investieren hört sich so leicht an: Aktien oder andere Wertpapiere kaufen – und sich dann über die positive Kursentwicklung an den Börsen freuen. Doch: Vorsicht! Ein Depot kann schnell aus dem Gleichgewicht geraten, wenn man sich nicht regelmäßig darum kümmert.

Finanzexperten empfehlen daher ein regelmäßiges Rebalancing – zum Beispiel im jährlichen Rhythmus. Dabei werden Veränderungen im Depot durch Teilverkäufe und Nachkäufe ausgeglichen. Hauptmotiv ist der Schutz Ihrer Geldanlage vor ungewollten Kursrisiken.

Konkretes Depot-Beispiel

Am besten zeigen wir Ihnen das an einem Beispieldepot: Ein Anleger hat bewusst entschieden, sein Geld aus gutem Grund zu 70 % in Aktien anzulegen. Die übrigen 30 % sollen zur Absicherung in Anleihen investiert werden. Der Gedanke dahinter: Falls es zur negativen Kursentwicklung an den Aktienmärkten kommt, soll der Anleiheanteil mögliche Verluste schmälern. Anleihen bringen in der Regel eine niedrige Rendite, aber auch ein mögliches Minus ist dafür deutlich geringer.

In unserem Beispiel legen die Aktien um 15 % p.a. zu, die Anleihen nur um 2 %. Dadurch verschiebt sich die Gewichtung im Depot: Nach einem Jahr beträgt der Aktienanteil nun 72,5 %, der Anleihenanteil nur noch 27,5 %. Entspricht ja fast den gewünschten Werten, mag man meinen. Aber: Wenn die Entwicklung über Jahre weiterläuft, vergrößert sich der Aktienanteil nach und nach.

Ohne Rebalancing beträgt der Aktienanteil so nach 5 Jahren 81 %, die Anleihen machen nur noch 19 Prozent aus. Das Depot unseres Anlegers weist also ein deutlich größeres Risiko aus – allein durch die Kursentwicklung und die daraus folgende Verschiebung der Anteile im Depot. Nach 7 Jahren beträgt der Anleihenanteil, der eigentlich das Depot gegen Verluste absichern soll, nur rund die Hälfte des ursprünglichen Anteils (15,6 %). Problem dabei: Kaum ein Privatanleger ist sich dieses Effekts bewusst.

 

Anfang

1 Jahr

2 Jahre

3 Jahre

4 Jahre

5 Jahre

6 Jahre

7 Jahre

8 Jahre

9 Jahre

10 Jahre

Aktienanteil

70,0%

72,5%

74,8%

77,0%

79,0%

81,0%

82,7%

84,4%

85,9%

87,3%

88,6%

Anleihenanteil

30,0%

27,5%

25,2%

23,0%

21,0%

19,0%

17,3%

15,6%

14,1%

12,7%

11,4%

Entwicklung p.a.

 

Aktien

15,0%

Anleihen

2,0%

Rebalancing ist komplex

Um die Notwendigkeit von Rebalancing zu unterstreichen, haben wir in unserem Beispiel auf das Verhältnis von Aktien und Anleihen beschränkt. Doch das Depot eines Anlegers ist oft deutlich komplexer ausgerichtet: Hier geht es auch darum, um das Verhältnis der einzelnen Aktienwerte untereinander oder die Gewichtung einzelner Länder wurde bewusst gewählt, ggf. wurden auch noch zu einem bestimmten Prozentsatz Rohstoffe, Gold oder andere Anlageklassen beigemischt.

In der Regel hat sich diese ursprüngliche Gewichtung in jedem Depot nach einigen Jahren deutlich verschoben. Damit sind auch die ursprünglichen Risikoüberlegungen hinfällig – meist ohne dass der Anleger das selbst bemerkt. Für das regelmäßige Rebalancing müssten so stark gestiegene Werte teilweise verkauft werden, andere Titel müssten nachgekauft werden. Bei US-Starinvestor Warren Buffet gehört diese Strategie zum normalen Portfolio-Management. So trennte er sich Ende 2020 von einem Teil seiner Apple-Aktien, die zuvor extrem gut gelaufen waren und schichtete das Geld in andere Werte um.

Welche Kosten entstehen dadurch?

Zu beachten ist allerdings: Durch Rebalancing im Depot entstehen in der Regel Kosten. Der Ankauf und Verkauf von Papieren verursacht sogenannte Transaktionskosten, die sich negativ auf die Rendite auswirken könnten. Der Effekt wird umso stärker, je häufiger die Depotentwicklung ausgeglichen wird.

Ist Rebalancing also trotzdem eine ratsame Strategie? Der Robo-Advisor growney hat sich in einer Untersuchung ausführlich anhand empirischer Marktdaten mit dieser Frage beschäftigt – und die Ergebnisse veröffentlicht.

Dabei zeigte sich: Wird das Rebalancing in moderaten Abständen durchgeführt, z.B. jährlich, entstehen zwar Kosten, aber es gibt langfristig gesehen einen positiven Effekt auf die Rendite. Trotz der zusätzlichen Transaktionskosten entwickelt sich das Depot also insgesamt besser als ohne Rebalancing. Betrachtet man einen Anlagehorizont von 5 Jahren gab es zwar einen minimal negativen Effekt (bis zu minus 0,16 % p.a.), der aber bei einem längerfristigen Zeitraum (15 Jahre) mehr als ausgeglichen wird: Dann lässt sich ein positiver Effekt zwischen 0,47 % und 0,86 % beobachten – und das jährlich!

Durch regelmäßiges Rebalancing gibt es also nach dieser Untersuchung insgesamt einen höheren Gewinn. Das lässt sich durch den Mean-Reversing-Effekt erklären: Hohe Renditen einzelner Werte führen möglicherweise zu einer Überbewertung, niedrige Renditen zur Unterbewertung. „Für den langfristigen Investor droht also die Gefahr, große Positionen potenziell überbewerteter Positionen im Portfolio zu haben – und nur wenige unterbewertete Positionen“, so die Finanzexperten.

Auch steuerlich gesehen kann das Rebalancing positive Auswirkungen haben. Schließlich wird so bereits ein Teil der Gewinne realisiert. Da die deutsche Steuergesetzgebung für Jeden einen jährlichen Freibetrag vorsieht, kann sich jährliches Rebalancing also steuerbegünstigend für den Anleger auswirken. Ohne Rebalancing müssten Erträge voll zum Zeitpunkt der Auszahlung besteuert werden (mit 26,375 %).

Automatisches Rebalancing

Wer Aufwand und Komplexität eines regelmäßigen Rebalancings scheut, der kann sein Portfolio auch gleich von Experten managen lassen. Robo-Advisor wie der Vermögensverwalter growney übernehmen dabei nicht nur die Zusammenstellung eines global ausgerichteten Depots, sondern auch die regelmäßige Überprüfung: Dazu gehört auch die ständige Kontrolle, ob die eingesetzten Papiere noch zu Strategie und Zielen des Anlegers passen – und natürlich ein Rebalancing in jährlichem Rhythmus. Dabei wird dann nicht nur der gewünschte Aktien- und Anleiheanteil im Depot wieder hergestellt, sondern auch der unterschiedlichen Entwicklung von Investment-Regionen Rechnung getragen. Das geschieht ganz automatisch, ohne dass Anleger dafür selbst etwas veranlassen müssen.  

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